Afghanistan – zum Rückzug der USA und ihrer Hilfstruppen
Schon Fontane beschreibt das Scheitern der damaligen Weltmacht England in seiner Ballade Das Trauerspiel von Afghanistan. Das war im 19.Jahrhundert.
Auch im 20. Jahrhundert scheiterten sowohl die Sowjetunion als auch die USA und ihre willigen Vasallen einschließlich der Bundesrepublik („Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt???).
Die Sowjetunion schickte Truppen, um eine mehr oder weniger kommunistische Regierung zu stützen, die zu scheitern drohte. Die Sowjetarmee mussten das Land verlassen, weil die USA auch mit Hilfe Pakistans und Saudi-Arabiens die Islamisten mit modernsten Waffen ausrüsteten.
Als die USA unter dem Vorwand des Angriffs auf die Zwillingstürme in New York den Bündnisfall der NATO ausriefen, war die Schröder-Fischer-Regierung sofort dabei. In Dresden gab es wie in vielen anderen Städten Demonstrationen vor allem von Jugendlichen. Danach gab es bei vielen das Bedürfnis zum Meinungsaustausch. Das fand im Ökumenischen Informationszentrum statt und wurde quasi zur Keimzelle der AG Frieden, die z. B. jedes Jahr die Mahnwachen gegen Atomwaffen im August organisiert.
Nicht nur Jugendliche, sondern auch Lehrerinnen und Lehrer äußerten Bedenken, auf diese Angriffe mit Krieg zu reagieren. Diese Kolleginnen und Kollegen wurden diszipliniert und oft auch von ihren Schulen versetzt. U.a. auch der Kollege Nolz, den die GEW zur Buchmesse eingeladen hatte.
Die größte Friedensdemonstration fand in Berlin mit einer halben Million Teilnehmern statt als die USA dem Irak wegen angeblicher Massenvernichtungswaffen, die übrigens nie gefunden wurden, mit Krieg drohten.
In Afghanistan war die Bundeswehr ursprünglich unter dem UNO-Mandat IFOR tätig. Der Bevölkerung wurde suggeriert, die Soldaten wären hauptsächlich mit dem Bau von Mädchenschulen und Brunnenbohren beschäftigt. In Wirklichkeit mussten sich aufgrund des zunehmenden Widerstands gegen die neuen Besatzer immer mehr zivile Helfer aus dem Land zurückziehen.
Die Verteidigung einer korrupten US-hörigen Regierung wurde mit dem Kampf für Demokratie gleichgesetzt. Militärische Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung, z.B. Angriffe gegen Hochzeitsgesellschaften oder der von einem Bundeswehr-Oberst befohlene Luftangriff auf Zivilisten, die Benzin von einem steckengebliebenen Tanklaster abzapfen wollten und die willkürliche Verbringung von angeblichen Terroristen nach Guantanamo auf Kuba, führte zu dem jetzigen Zustand des Landes, indem 70% von den Taliban beherrscht werden.
Und in dieses Land schickt unser Innenminister immer noch abgelehnte Asylbewerber zurück!
Text von unserem Mitglied Peter, original für die Spätlese der GEW geschrieben
Bildunterschrift: Afghan woman, Niaz Bibi, 70, talks about her sons killed by the Islamic state group in Nangarhar province in 2019 Quelle: https://www.nbcnews.com/news/world/u-s-forces-begin-withdrawing-afghanistan-nation-torn-war-poverty-n1265969
Theodor Fontane: Das Trauerspiel von Afghanistan (1859)
Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt,
Ein Reiter vor Dschellalabad hält.
„Wer da!“ – „Ein britischer Reitersmann,
Bringe Botschaft aus Afghanistan.“
„Afghanistan!“ er sprach es so matt;
Es umdrängt den Reiter die halbe Stadt,
Sir Robert Sale, der Kommandant,
Hebt ihn vom Rosse mit eigener Hand.
Sie führen ins steinerne Wachthaus ihn,
Sie setzen ihn nieder an den Kamin,
Wie wärmt ihn das Feuer, wie labt ihn das Licht,
Er atmet hoch auf und dankt und spricht:
„Wir waren dreizehntausend Mann,
Von Kabul unser Zug begann,
Soldaten, Führer, Weib und Kind
Erstarrt, erschlagen, verraten sind.
Zersprengt ist unser ganzes Heer,
Was lebt, irrt draußen in Nacht umher,
Mir hat ein Gott die Rettung gegönnt,
Seht zu, ob den Rest ihr retten könnt.“
Sir Robert stieg auf den Festungswall,
Offiziere, Soldaten folgten ihm all,
Sir Robert sprach: „Der Schnee fällt dicht,
Die uns suchen, sie können uns finden nicht.
Sie irren wie Blinde und sind uns so nah,
So laßt sie’s hören, daß wir da,
Stimmt an ein Lied von Heimat und Haus,
Trompeter, blast in die Nacht hinaus!“
Da huben sie an und sie wurden’s nicht müd‘,
Durch die Nacht hin klang es Lied um Lied,
Erst englische Lieder mit fröhlichem Klang,
Dann Hochlandslieder wie Klagegesang.
Sie bliesen die Nacht und über den Tag,
Laut, wie nur die Liebe rufen mag,
Sie bliesen – es kam die zweite Nacht,
Umsonst, daß ihr ruft, umsonst, daß ihr wacht.
Die hören sollen, sie hören nicht mehr,
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afghanistan.